Fritz Pölking

Eine Pilgerreise in die (digitale) Wirklichkeit

1. Revival..

Zuletzt war ich 1978, also vor 25 Jahren im Yosemite Nationalpark. Das Jahr, in dem es bei uns autofreie Sonntage gab, und abwechselnd nur die Autos mit gerader und ungerader Nummer fahren durften.

In den USA konnte man damals nur Benzin bekommen, wenn der Tank mindestens halb leer war, um Hamsterkäufe zu verhindern.

Und John Wayne war in dem Jahr an Krebs gestorben, den er sich bei Filmaufnahmen zu einem Dschingis-Kahn-Schinken geholt hatte. Dieser Film war nämlich in Gebieten der USA gedreht worden, wo man vorher unterirdisch Atombomben getestet hatte. Fast alle die an dem Film mitgewirkt hatten, starben früher oder später an Krebs.

Was mich damals am meisten beeindruckt hatte, war im Hotel in San Francisco ein Fernseher im Badezimmer. Wenn man sich einen Krimi anschaute und musste plötzlich einem dringenden Bedürfnis nachgeben, konnte man auf der Toilette das Fernsehprogramm in aller Ruhe weiter ansehen. Ich war tief beeindruckt.

Unser 1978 in San Francisco gemietetes Wohnmobil: Trotz Juli schneite es,
und wir flüchteten aus dem Yosemite-Nationalpark vor der Kälte in das warme 'Tal des Todes' bei Las Vegas.

Ein 9x12 Kollege fotografiert 1978 im Yosemite-Tal vom Dach seines Fahrzeugs aus.
Er brauchte damals 12 Minuten für sein Foto. Ich stellte mich auch dorthin und machte mein
Kodachrome-64 Dia mit der Olympus OM-1 in 2 Minuten.

Heute braucht ein 9x12 Kollege immer noch 12 Minuten für sein Foto, 
aber ich mit meiner digitalen Kleinbild-Kamera, 
mit überspielen auf den Labtop , mit Weißabgleich, 
mit Festplattenspeicher und dem abendlichen Zeitaufwand im Hotel 
um das Bild von RAW auf TIFF und in Photoshop-6.0 in Form zu bringen,
das Farben-  und  Kontrastmanagement durchzuführen, eine CD-Rom zu brennen, und alles
dann später Zuhause am PC endgültig zu sichern und zu speichern, 
brauche inzwischen 13 Minuten pro Bild. 
Der Fortschritt ist nicht aufzuhaltern...

Trotzdem es 2003 schon Oktober war und die Saison vorbei, war der Yosemite Nationalpark ‚rappelvoll‘. Einen so überfüllten Nationalpark habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Vor allem im Yosemite Valley kommt man sich vor wie in einer Großstadt zur Rushhour.

Trotz der Fülle ist dieser Nationalpark – speziell für Landschaftsfotografie – nach wie vor ein Traumziel. Hier einige der Bilder aus dem Oktober 2003, die ich dort in meinem fünftägigen Aufenthalt machte, bevor es weiterging zum ‚Tal des Todes‘  - trotzdem es diesmal nicht schneite sondern -trotz Oktober- noch sehr warm war.

        

    

   

6 Fotos mit der EOS-1 V und den Objektiven
4.0/17-40 mm und 4.0/70-200 mm, auf Velvia-50 
(bel. wie 40 ISO) und mit Pol-Filter und Stativ.

2. Annäherung an Digitalien.

Das Fotoschiff nimmt ohne Zweifel Kurs auf Digiland – und seit kurzer Zeit sogar mit ‚Volle Fahrt voraus‘. Aber in welchem Hafen es anlegt ist noch weitgehend unklar. Und ob im besten ist ebenfalls fraglich.

Erinnern wir uns an Video. Da gab es drei Systeme: Zuerst das von Grundig, später in System 2000 umgetauft, dann kamen VHS und Beta dazu.

Nach Ansicht aller Fachleute war Beta das beste System, dann Grundig-2000 und dann als schlechtestes VHS, das aber trotzdem als einziges überlebte, weil der Hersteller die geschickteste Lizenzpolitik der drei Konkurrenten betrieb.

Jetzt haben wir in der digitalen Fotografie ebenfalls drei Richtungen: Die einen streben den Vollformatchip an, andere ein System um den Verlängerungsfaktor 1.5, und die dritte Gruppe um Olympus und Kodak das offene ¾-System, welches ja gerade für Wildlife-Fotografen sehr verlockend ist.

Ein 2.8/300 mm ist in dem System ein 2.8/600 mm, und alle Objektive sind extra für die Digitalfotografie berechnet, und keine ‚Kompromiss-Objektive‘ aus der analogen Fotografie kommend.

Aber ob die Nikon- und Canon-Fotografen darauf umsteigen, wage ich zu bezweifeln. Die sind schon mal vor nicht allzu langer Zeit von Minolta und Olympus ‚beschissen‘ worden, und werden kaum bereit sein, noch einmal einen Umstieg auf ein völlig neues System zu riskieren. Denn wenn es um das viele Geld für eine komplette Profiausrüstung geht, verlieren Fotoprofis schnell jeden Humor und haben ein ‚Null-Toleranzgrenze‘.

Olympus startete vor der AF-Zeit ein Profisystem als Alternative zu Nikon und Canon. Man brachte zwei wunderschöne und sehr gute Profiobjektive - 2.0/200 mm und 2.8/350 mm - und die angeblichen Profikameras OM-3 und OM-4, die aber schon den Anfang vom Ende des Systems einläuteten. Das waren einfach nur aufgemotzte Amateurkameras, und mit den Profi-Objektiven war nach den ersten beiden auch schon Schluß. Olympus tat dann überhaupt nichts mehr für seine SLR-Kunden, versuchte aus dem vorhandenen Material noch so viel Geld herauszuholen wie eben möglich war, und ließ dann sang- und klanglos einfach alles sterben und die Kunden mit ihrer halben Ausrüstung ‚im Regen stehen‘.

Minolta machte es etwas später ebenso: Man startete das Autofokuszeitalter mit einem professionellen Paukenschlag: Einer Minolta 9000 (als erste AF-SLR überhaupt) für Profis – die Minolta 7000 für Amateure kam später – und mit zwei Superobjektiven, dem ersten AF 2.8/300 mm auf dem Weltmarkt, und dem ersten AF 4.0/600 mm auf dem Weltmarkt. Nikon brauchte 12 Jahre länger, um seinen Kunden ebenfalls ein AF 4.0/600 mm anbieten zu können.

Profis rechneten nach so einem grandiosen Anfang natürlich an eine tolles und zügig weiter ausgebautes AF-Profisystem, aber – das war’s dann auch schon. Der Profi-9000 mit ihrem jämmerlichen Sucher hätte bald eine verbesserte Profi-SLR folgen müssen, und zwei Objektive sind auch etwas wenig für ein Profi-System. Aber Minolte ließ die 9000 auch bald einfach sterben und brachte nie wieder eine echte Profikamera, sondern – wie Olympus vorher – nur facegeliftete, aufgemotzte Amateurkameras als Pseudo-Profigehäuse.

Wenn man solche Firmenpolitik betreibt wie Olympus und Minolta, dann darf man sich nicht wundern, daß der Markt fest in der Hand von Canon und Nikon ist und wohl auch bleibt. Man kann Fotografen zwar einmal verschaukeln, aber beim zweiten Versuch wird es sehr schwierig..
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Auf dieser Tour im Oktober 2003 hatte ich als Zweitkamera die neue, digitale EOS-300 D mitgenommen. Erster Eindruck: eine gute, und – relativ – preiswerte Digi-SLR für denjenigen, der zu seinem eigenen Vergnügen mit einer Spiegelreflex digital fotografieren möchte.

 Profis und Semiprofis werden wahrscheinlich noch bis zum Sommer 2004  warten müssen, bis eine für Naturfotografen optimal geeignete Digi-SLR auf den Markt kommt  - als eine ernsthafte Alternative zur analogen SLR.

      

Naturfotografen sind ja bekanntlich erfinderisch:  Um digital und analog gleichzeitig fotografieren zu können 
(ohne zwei Stative mitschleppen zu müssen), hatte ich die EOS-1 V und die EOS-300D (manchmal)
auf eine Burzynski Makroschiene nebeneinander montiert.

Hier einige digitale Ergebnisse dieser Reise,  meistens als JEPG-Dateien gespeichert.

Warum als JEPG und nicht als RAW?

Zuerst einmal bekomme ich auf eine CF-Karte mit 128 MB ca. 40 JEPG-Bilder  groß/fein, statt 16 RAW-Dateien.

Dann ist ein JEPG-Bild in der Kamera fertig. Wenn ich also heute über Tag 200 Bilder in JEPG gespeichert habe, sind die in der Kamera automatisch fertig gemacht worden und ich kann mir abends im Hotel einen Krimi ansehen.

Wenn ich die auf RAW speichere, sind es nur Rohdaten, und ich muss jedes einzelne Bild in Photoshop umwandeln und bearbeiten. Dann ist der ganze freie Abend hin..



Mono Lake, EOS-300D, 4.0/17-40 mm, Polfilter, Stativ.



Antelope Canyon, EOS-300D, 4.0/17-40 mm, kein Filter, Stativ.

Resümee dieses 3-wöchigen Digi-Versuch's:

Vorteile:

  1. der Spassfaktor.
  2. die Bilder werden besser, weil man eine direkte Kontrollmöglichkeit hat.

Nachteil:

Man hat nur rund 6 Millionen Pixel pro Bild zur Verfügung für Informationen, Schärfe und feines Korn.

Wogegen ein KB-Sensia-100  25 Millionen Pixel hat und der neue KB-Velvia-100 sogar  50 Millionen Pixel.

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Was sagt die Praxis? 
Amerikanische Bildagenturen nehmen als Anhaltspunkt, dass 6 Millionen Pixel 
reichen für redaktionelle Veröffentlichungen und 11 Millionen Pixel für Werbung.
Man muss also bei den erschwinglichen Digi-SLR's immer das Format voll
ausnutzen und sollte - nach dieser Regel - später keine großen Ausschnitte mehr  machen.



So eine Lupe, um das Bild direkt nach der Aufnahme auch bei Sonnenschein
 direkt beurteilen zu können, sollte man sich auf jeden Fall für seine Digi-SLR gönnen. 
Ihr Fotohändler kann diese für Sie beziehen von der Startec GmbH. 
Mehr Informationen zu diesem ‚Digifinder‘ genannten LCD-Monitorbetrachter 
finden Sie unter www.digifinder.de.


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