Fritz Pölking

Nur mal so - Spielereien mit Objektiven

Meine ersten digitalen Nebenbeifotos machte ich 2001 im Carlsbad Cavern Nationalpark in Neu-Mexiko. Der große Vorteil war, dass man gleich sehen konnte was man fotografiert hatte. Das war hier besonders interessant, denn 600 Meter unter der Erde mit Kunstlicht angestrahlte Motive zu fotografieren war schon belichtungsmäßig etwas diffizil. Da ist man dankbar, wenn man sofort das Ergebnis kontrollieren kann.

Die nächsten digitalen Nebenbeifotos nahm ich dann 2002 im Acadia Nationalpark in Maine auf. Aber so recht gefiel mir die digitale Fotografie damals nicht, und zum umsteigen konnte sie mich auf keinen Fall bewegen. Meine damalige EOS-1 V war um Lichtjahre besser als die D 60  und D 30 , mit denen ich  digital herumfotografierte.

Im Herbst 2003 fing ich an die Sache etwas ernster zu nehmen, und fotografierte im Yosemite Nationalpark so 1/3 digital und 2/3 auf Diafilm. Ganz klar wurde mir da, dass ich auf jeden Fall nicht längerfristig zweigleisig arbeiten würde. Ich könnte das nicht und Spaß machte es mir auch nicht.

Neben den 1.5x und 1.6x Verlängerungsfaktor-Kameras mit ihren unerfreulich winzigen Suchern gab es nur die EOS 1Ds mit einem vernünftigen Sucher. Die war mir aber für die Naturfotografie zu langsam und zu teuer.

Erst die Ankündigung der preiswerteren und schnelleren - und mit einem vernünftigen Sucher ausgerüsteten - Mark II ließ mich die digitale Fotografie ernsthaft ins Auge fassen.

Nach der zweigleisigen Fotografie im Hebst 2003 fasste ich den Entschluss, 2004 für ein ganzes Jahr nur digital zu fotografieren , von Januar bis Dezember, um dann zu entscheiden, welchen Weg ich für die Zukunft gehen wollte:

a. Mit Diafilm zu fotografieren und mit Dias zu arbeiten.

b. Mit Diafilm zu fotografieren und die Dias zu scannen und dann digital weiterzuarbeiten.

c. Digital zu fotografieren und alles weitere auch digital zu machen.

Wie gesagt, diese Entscheidung wollte ich im Dezember 2004 treffen, nachdem ich ein Jahr nur digital fotografiert hatte. Aber mir ist heute im Juli 2004 schon klar, dass ich in Zukunft alles nur noch digital machen werde. Goodbye Diafilm...

Ein großer Unterschied zwischen analog und digital ist die unterschiedliche Qualität bei den verschiedenen ISO-Stufen.

Ein Fujichrome Sensia-100 etwa brachte sehr gute Ergebnisse in Farbe, Schärfe und Korn. Den 200er Sensia dagegen konnte man schon nur noch in Notfällen nehmen, so groß war der Qualitätsunterschied.

Wenn ich jetzt meine digitalen Bilder mit der Mark II fotografiert auf dem Tintenstrahldrucker ausdrucke, sehe ich überhaupt keinen Unterschied zwischen 100, 200 und 400 ISO, selbst nicht bei A3.

Dies, und der Verlängerungsfaktor der Kameras von 1.3x, 1.5x oder 1.6x, eröffnet ganz neue Perspektiven. So nehme ich heute grundsätzlich 200 ISO als Normeinstellung. Da bedeutet, dass ich immer eine Stufe mehr abblenden kann, eine Stufe höhere Verschlussgeschwindigkeit nehmen kann, oder ich sage das alle meine Objektive jetzt dadurch eine Blendenstufe lichtstärker sind.

Diese beiden Faktoren, die tolle Qualität bei 200 ISO und der Verlängerungsfaktor bei digitalen SLR's, lässt die in den letzten Jahrzehnten in den Hintergrund getretenen 400 mm Brennweiten wieder sehr interessant erscheinen.

Früher, so von 1950 bis 1970-1980 waren die ja mal sehr aktuell, vor allem durch das 5,6/400 mm Novoflex Schnellschußobjektiv, fast ein 'Pflichtobjektiv' damals für alle Tierfotografen, bis die Brennweite langsam aber sicher durch das 4.0/500 mm verdrängt wurde.

Jetzt plötzlich wird durch die beiden oben geschilderten Dinge aus einem 5,6/400 mm ein 4.0/500 mm oder ein 4.0/600 mm. Aus einem 4.0/400 mm wird ein 2.8/500 mm oder 2.8/600 mm. Mit 1.4x Konverter ein 4.0/700 oder 4.0/800 mm.

Selbst ein lichtschwaches Zoomobjektiv wie das 4,5-5,6/100-400 mm wir ein 3.5/4.0/ ca. 130-500 mm oder 3.5-4.0/150-600 mm. Man kann sogar einen 1.4x Konverter aufsetzen, und alle Funktionen wie AF, Stabilisator, Mehrfeldmessung und TTL-Messung bleiben erhalten. Beim 2x Konverter arbeitet der AV allerdings nicht mehr (Wohl beim 4.0/400 mm mit der Mark II).

Um mal zu sehen, wie sich das denn qualitativ in der Praxis auswirkt, habe ich  die drei in Frage kommenden Objektive einem kleinen Praxistest unterzogen (alle Bilder mit AF fotografiert, auch mit 1,4x Konverter). Nur beim 2x Konverter musste ich beim 5,6/400 mm und beim Zoom 100-400 mm manuell fokussieren.

Ergebnis: Alle Bilder waren sehr gut und ich konnte keine wirklichen Unterschiede in der optischen Qualität zwischen den drei Objektiven erkennen. Wobei das Zoom 100-400 mm sicher nicht so gut sein kann wie die beiden Festbrennweiten, weil das schon konstruktiv nicht möglich ist.

Aber in der Praxis bemerkte ich den Unterschied in diesem Test nicht.

Fotografiert mit 400 mm

Fotografiert mit 800 mm (2x Konverter)

Es sind insgesamt 9 Bilder, 3 Bilder mit 400 mm, 3 mit 1,4x Konverter zusätzlich und 3 mit 2x Konverter zusätzlich.

Es macht keinen Sinn sie hier mit 72 dpi abzudrucken. Aber auf den Originalen kann man in der runden Plakette mit dem Wappen von Nordrhein-Westfalen, in dem Schriftzug  'Nordrhein-Westfalen' über dem Wappen in der Deutlichkeit bzw. Lesbarkeit diese Doppelwortes praktisch keine Unterschiede bei den neun Bildern mit diesen drei Objektiven erkennen, auch nicht mit einer Lupe.

Wobei die Bilder sicher auf der optischen Bank unterschiedlich bewertet würden, vielleicht mit 9.5, 9.7 und 9.8 - wer weiß...
Aber das interessiert mich nicht besonders, weil das Bild dadurch nicht besser wird, wenn man ein Objektiv hat mit 9.6 oder 9.8 auf der optischen Bank. Es wird vielleicht - unsichtbar? - ein Hauch schärfer, aber sicher nicht besser..

Entweder ein Bild ist toll oder es ist langweilig....

Jetzt kommt man natürlich ins Grübeln. Soll man in der Zukunft das 4.0/400 mm als 2.8/500 mm nehmen vor der Mark II, oder lieber das wesentlich schwerere und längere 4.0/500 mm als 2.8/650 mm? In Deutschland das 500er und auf Flugreisen das 400er?

Interessant ist jetzt auch wieder das schon fast vergessene 5,6/400 mit AF. Es ist ja nur rund 1.350 Gramm schwer und jetzt ein 4.0/500 AF in  kurzer Bauweise und mit ganz geringem Gewicht (verglichen mit dem Original 4.0/500 mm).

Es ist vor allem fantastisch geeignet für Flugaufnahmen aus freier Hand von Gänsen, Möwen, Reihern, Kranichen, Greifvögeln usw. und hat sogar eine ausziehbare Sonnenblende.

Deutschlands Canon-Vertretung hat es aus ihrem Programm genommen, aber in vielen Ländern ist es  lieferbar, so etwa über die bekannten New Yorker Versandhändler. Es kostet dort etwa 1.100,-Dollar und wird mit Zoll und Versand so bei 1.500,- Dollar liegen.

Das 5,6/400 mm als digitales 4.0/500 oder 4.0/600 mm AF ist wie gesagt fantastisch geeignet als Zweitobjektiv für Flugaufnahmen aus freier Hand, oder auch als Erstobjektiv, wenn man auf langen Wanderungen mit leichter Ausrüstung arbeiten will. Mit dem 1.4x Konverter (wo AF noch arbeitet), ist es fast unschlagbar, und man kommt oft ins Grübeln, ob man den schweren Glasklotz  mit 4 kg nicht zuhause lassen soll, um nur dieses Objektiv mitzunehmen?

Was tun sprach Zeus...

Von links: 4.5-5.6/100-400 mm, 5,6/400 mm, 4.0/400 mm, 4.0/500 mm

oder für die Mark II (intern in meiner Spezifikation) ca:

 3.5-4.0/130-500 mm, 4.0/500 mm, 2.8/500 mm und 2.8/650 mm.

Alle vier haben Autofokus und das 100-400 hat einen Stabilisator, den man bei Stativbenutzung abschalten muss. Das 4.0/400 und 4.0/500 haben einen Stabilisator, der auch vom Stativ aus arbeitet und das 5,6/400 mm hat keinen Stabilisator.

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