Fritz Pölking

Galapagos Tagebuch

1. Tag: Pünktlich um 19.40 Uhr startet unser AVIANCA-Jumbo ,Eldorado' vom Frankfurter Flughafen zum 18-Stunden-Flug nach Bogota. Nach der Zwischenlandung in Madrid starten wir mit drei Stunden Verspätung zum über sieben Stunden dauernden Sprung über den großen Teich.

2. Tag: Bei Sonnenaufgang landen wir in San Juan auf Puerto Rico. Aus dem Transitraum beobachtet wir die ersten südamerikanischen Vogelarten: Kuhreiher und Fregattvogel.
Rabengeier und Weißschwanzaar sehen wir bei der nächsten Zwischenlandung in Caracas.

Gegen Mittag erreichen wir Bogota, von wo aus wir mit einer anderen Maschine nach Quito weiterfliegen sollen. Da wir aber die Verspätung von Madrid nicht wieder aufgeholt haben, ist unser Anschlussvogel schon weg. Da dies für heute der letzte Flug Bogota-Quito war, müssen wir unprogrammgemäss hier in Bogota im Hotel Tequendama übernachten, was unsere Planungen etwas über den Haufen wirft. Nachmittags starten wir zu einem improvisierten Spaziergang in einen Park am Stadtrand von Bogota, wo wir u.a. den ersten Kolibri auf dieser Reise abhaken können, das häufige Veilchenohr.

3. Tag: Morgens um acht sind wir pünktlich am Flughafen von Bogota um zu erfahren, daß unser Flugzeug nach Quito wegen Maschinenschadens statt um 9.15 Uhr erst um 13.00 Uhr fliegt. Wir benutzen die so gewonnene Zeit, um in den Parks und Wiesen der Umgebung die Vogelwelt zu beobachten. 14.00 Uhr starten wir dann wirklich nach Quito und fahren nach der Landung in Ecuador gleich mit dem Bus hinaus Richtung Norden, wo ich ein Gebiet mit Kolibris kenne. Außer der überall häufigen Braunammer und dem zauberhaften Rubintyrann entdecken wir auch wirklich vier Kolibriarten, darunter - in einem hohen Eukalyptusbaum - den fantastischen langschwänzigen Kolibri Schleppensylphe Lesbia victoriae.
   

4. Tag: 5.30 Uhr wecken, 6.00 Uhr Frühstück, 6.30 Uhr Abfahrt zum Flughafen, 7.30 Uhr Abflug nach Galapagos mit Zwischenlandung in Guayaquil. Dort stellte man fest, daß in der Pilotenkanzel eine Scheibe gesprungen war und wir flogen mal wieder mit 3 Stunden Verspätung weiter. In den drei Stunden konnten wir aber in der Umgebung des Flughafens von Guayaquil Rabengeier, Goldschnabeltäubchen, kleine grüne Himmelspapageien, mehrere Trupps Riefenschnabel-Anis, etliche Savannenbussarde, Schmuckreiher, Mangrovenreiher, Blaßfußtöpfer und einen sehr kleinen Kolibri beobachten, wobei es uns nicht gelang, ihn zu bestimmen. 
Gegen 15.00 Uhr Ortszeit erreichen wir den Flughafen von Baltra auf Galapagos, Ziel unserer Reise. Eine gute halbe Stunde später sind wir schon eingeschifft auf der Segelyacht ENCANTADA, unser Zuhause für die nächsten 15 Tage und segeln sofort ab in Richtung Turtle Cove an der Küste von Santa Cruz. Hier ankert unsere ENCANTADA und wir fahren mit einem kleinen Beiboot in die Mangrovenwälder der Bucht Turtle Cove. Dort beobachten wir einen Trupp von etwa 15 Stachelrochen, Audubon-Sturmtaucher, Madeira-Wellenläufer, Braunpelikane, Prachtfregattvögel, Silberreiher, Lavareiher, Bahamaenten, Steinwälzer, Noddi-Seeschwalben, Goldwaldsänger, sowie den Kleinen Grundfinken und den Kleinen Baumfinken. Kurz vor Sonnenuntergang sehen wir noch einen Trupp von Fregattvögel auf ihrem Schlafbaum.  

5. Tag: Nachts ist unsere ENCANTADA nach James gesegelt. Vormittags besuchen wir den Lavafluß auf dieser Insel. Erster Großeinsatz an Kameras und Objektiven aller Brennweiten. Nachmittags auf Bartholome sehen wir eine Gruppe von sieben Galapagos-Pinguinen, daneben für diese Reise erstmalig: Hawai­Sturmvogel, Blaufußtölpel, Maskentölpel, Bindenfregattvogel, Lavareiher, Galapagos-Bussard, Braunmantel-Austernfischer, Gabelschwanzmöwe, Galapagostaube, Spottdrossel und den Mittleren Grundfinken.  

6. Tag: Über Nacht sind wir nach Tower gesegelt, wo wir gegen 8.30 Uhr ankommen. Tower ist für Naturfotografen eine Trauminsel und einer der interessantesten Plätze auf Galapagos. Hier verbrauchte jeder dreimal soviel Filme wie er dachte. An neuen Arten sehen wir auf Tower die Elliotsturmschwalbe, den Galapagos­Wellenläufer, Rotfußtölpel, den Großen Kaktusfink, den Rotschnäbligen Tropikvogel, den Lavareiher, den Krabbenreiher und nachmittags als eindrucksvolles Schauspiel Tausende von Galapagos-Wellenläufern über den Hochflächen der Lavaklippen. Gegen 17.00 Uhr verlassen wir Tower und segeln Richtung Isabela.  

7. Tag: Gegen 8.00 Uhr erreichen wir Pta. Albermarle auf Isabela. Wir unternehmen einen Spaziergang auf den Lavafelsen an der Küste entlang und entdecken eine kleine Brutkolonie mit 6 Paaren des flugunfähigen Galapagos­Kormorans. Am Strand viele Muschelarten, Einsiedlerkrebse und Schlangensterne.  Um 11.00 Uhr überqueren wir den Äquator bei Cape Berkley und machen eine Bootsfahrt entlang dem Vogelfelsen Vicente Roca. Hier brüten vor allem Noddi-Seeschwalben und Blaufußtölpel.  

 

8. Tag: Wir übernachten in der Bucht von Tagus Cove und fahren jetzt am frühen Morgen mit der ENCANTADA hinüber zu Punta Espinosa auf Fernandina. Gleich am Landungssteg treffen wir drei Seelöwinnen mit eben geworfenen Jungen, große Herden von Meerechsen, einen Blaureiher und erstmalig aufgebaumt einen Bussard. Dazu wieder die üblichen Arten, die wir fast jeden Tag sehen auf unserer Galapagos­Safari: Blaufusstölpel, Maskentölpel, Braunpelikan, Fregattvogel, Gabelschwanzmöwe, Spottdrossel und verschiedene Finkenarten.

Mittags beobachten wir tauchende Blaufußtölpel, wobei manchmal zehn Tölpel gleichzeitig ins Wasser stoßen. Wahrscheinlich wurde ein Schwarm Fische durch Raubfische nach oben gedrückt. Sofort fuhren wir mit dem kleinen Beiboot hin aber da war das Schauspiel schon vorbei. Dafür gelang es uns, Pinguine und Meerechsen zusammen zu fotografieren. Gegen 16.00 Uhr segelten wir nach Tagus Cove zurück, um mit unserem Beiboot in einem zauberhaften ,Spätnachmittags­Sonnenschein' die Felsküste entlangzufahren. Viele Pinguine, brütende Pelikane, Blaufußtölpel und Kormorane. Hier gelangen uns prächtige Fotos von Noddi­Seeschwalben an ihren Ruheplätzen.  

9. Tag: Morgens um 4.00 Uhr verlassen wir Tagus Cove und segeln in Richtung Süden, wo wir gegen 7.00 in der Bahia Urvina ankommen. Braunpelikane und Kormorane sitzen auf ihren Nestern. Wir wandern etwa drei Stunden durch eine unwirkliche Landschaft. Im Hintergrund der Vulkan Alcedo, den wir in zwei Tagen besteigen wollen.

Vor dem Mittagessen schwimmen fast alle noch ein paar Runden um die Yacht, dann lichten wir die Anker und verlassen die westliche Seite von Isabela um nach James zu segeln, wo wir morgen mit den Pelzrobben zusammen schwimmen wollen.

10. Tag: Heute morgen machten wir einen Ausflug auf James zum etwa 4 km entfernten Kratersee mit einer Salzsaline. Auf dem Weg dorthin sahen wir 5 Bussarde, häufig den Galapagos-Fliegenschnäpper und den schönen  Rubintyrann. Leider standen nur 4 Flamingos im Kratersee, dafür konnten wir aber einige verwilderte Ziegen fotografieren.
Nachmittags an der Pelzrobbengrotte hatten wir Glück. Etwa 20 Pelzrobben waren an und in der Grotte. 
Jetzt wird es ernst: Morgen früh um fünf Uhr wollen wir den Vulkan Alcedo besteigen.

11. Tag: 4.30 Uhr wecken, 5.00 Uhr Frühstück, 5.30 ausbooten und 5.45 sind wir bereits auf Isabela und beginnen den Aufstieg zum Vulkancrater Alcedo. Nach einer Stunde Marsch machen wir die erste Pause und können dabei erstmals den berühmten Spechtfinken beobachten. Er fiel uns gleich durch sein Verhalten auf, als er die Zweige z.T. kopfunter untersuchte.
Nach weiteren sehr anstrengenden vier Stunden Marsch aufwärts in großer Hitze erreichen wir den Punkt am Fuße des Kraters, wo wir unser Basislager ausschlagen.
Dort rasten wir etwa 1 1/2 Stunden und starten dann zum Endspurt auf den Kraterrand, den wir dann gut eine Stunde später erreichen. Wir haben einen grandiosen Blick über den Alcedokrater, dazu hier oben Elefantenschildkröten, Spechtfinken, Rubintyrannen und die endemischen Schwarzschwalben.
Abends im Basislager gibt es Nudeln mit Salzkeksen und Thunfisch. Es war ein ebenso anstrengender wie eindrucksvoller Tag. Nachts donnern an unseren Zelten verwilderte Esel vorbei das man meint, in einem Wildwest-Film zu sein. 

 

 

12. Tag: 4.30 Uhr wecken. Nach Abbau der Zelte beginnen wir um 6.00 Uhr mit dem Abstieg. Unterwegs sitzt zwei Meter neben unserem Pfad ein Galapagos-Bussard. Allgemeine Erkenntnis: abwärts geht bedeutend leichter. In der Bucht angekommen fotografieren und beobachten wir noch etwa 1 1/2 Stunden einen Seelöwenbullen und 5 Junge, einen Blaureiher und einen Trupp Noddi-Seeschwalben. Dann booten wir wieder auf die ENCANTADA ein und segeln nach Santa Cruz.

13. Tag: Am Vormittag besuchen wir die Darwin-Station, das Zentrum der wissenschaftlichen Forschung auf Galapagos, mit Zuchtgehegen für Schildkröten und Landleguane. Hier in der Station sieht man sehr viele freilebende Finken der verschiedensten Arten.

Nachmittags steht ein Ausflug ins Hochland der Insel auf dem Programm, zu einem großen Schildkrötenreservat, das wir nach 45 Min. Busfahrt und 1 1/2 stündigem Fußmarsch erreichen. Wir finden insgesamt 4 Elefantenschildkröten, die hier in diesem Reservat eine gesicherte Existenz haben. Dieses Gebiet war immer schon Heimat der Schildkröten auf Galapagos. Hier oben sehen wir auch erstmalig die Galapagos­Sumpfohreule. (Das Bild zeigt eine Galapagos-Schleiereule, in einem tiefen, natürlichen Felsenstollen auf Santa Cruz mit Blitz fotografiert. Vor ihr am Boden sieht man etliche Schneckenhäuser. Wahrscheinlich Überreste von Mahlzeiten).  

14. Tag: Über Nacht segelten wir von Santa Cruz nach Floreana. Damit wir nicht kreuzen müssen und vom Wind unabhängig sind, segeln wir die ganzen zwei Wochen mit Motor. Das heißt genau gesagt: wir segeln mir Motorkraft und benutzen die Segel nur, um die Yacht zu stabilisieren, damit sie nicht schaukelt.

Um 8.00 Uhr booten wir auf Floreana aus und sehen in der Lagune direkt hinter dem Strand gleich vierzehn Flamingos. Daneben Stelzenläufer und Bahamaenten. Wir wandern zu einer anderen Bucht und fotografieren dort in aller Ruhe stoßtauchende Blaufußtölpel, Braunpelikane und einen Trupp Sanderlinge.

Am Nachmittag fahren wir mit unserem kleinen Beiboot in die Teufelskrone, um Flugaufnahmen von Tropikvögeln zu machen. Gegen Abend sehen wir uns noch kurz die berühmte Posttonne in der Post Office Bay an, die früher von Walfängern als Poststation benutzt wurde.

15. Tag: Wegen eines Erdbebens und eines deswegen ungewöhnlich starken Gegenstromes erreichen wir Hood mit drei Stunden Verspätung statt um 6.30 Uhr erst um 9.30 Uhr. Die hohen Wellen verhindern eine Landung unseres kleinen Beibootes und so warten wir vor Anker. Nach etwa einer Stunde hat sich die See etwas beruhigt und wir wagen zu dritt eine Probefahrt ohne Kameras zu der Bucht, wo wir ausbooten müssen. Wir kommen heil durch die Wellen und fahren zurück um die anderen und die Kameras zu holen.

Hood ist eine der interessantesten Galapagosinseln. Hier gibt es eine große Blaufuß- und Maskentölpenkolonie, eine eigene Form der Spottdrossel mit besonders langem Schnabel und eine eigene Rasse der Meerechse mit roter Zeichnung in der Paarungszeit. Hauptanziehungspunkt von Hood ist aber die große Kolonie des Galapagos-Albatros, der auf der ganzen Welt nur hier auf Hood brütet. Wir haben Glück und treffen noch ein balzendes Pärchen, das fünf Meter vor uns seine beeindruckenden Balzspiele aufführt. Später an der Steilküste machen wir noch Flugaufnahmen vom Albatros.  

16. Tag: Über Nacht sind wir nach Plaza gesegelt, wo wir den ganzen Tag bleiben wollen. Vormittags haben wir einen ersten Erkundungsgang über die Insel gemacht und Audubon-Sturmtaucher im Flug fotografiert so wie etwa zwanzig Landleguane im kleinen Kaktuswäldchen unten am Landesteg der Insel.

Am felsigen Strand der Insel lagen etwa 200-300 Seelöwen. 30 Meter landeinwärts finden wir eine Seelöwin mit einem in der letzten Nacht geborenen Jungen. Die Nachgeburt liegt noch da und wird von Meerechsen, Lavamöwen und Kaktusfinken verzehrt, wobei die Meerechsen wohl eher an den Insekten interessiert sind, die sich natürlich auch hier einfinden. In der Natur wird alles verwertet.

Später finden wir noch eine Kinderstube mit 40 - 50 jungen Seelöwen, die spielerisch unserem Boot folgen und dabei aus dem Wasser springen wie Delphine. Am Nachmittag fotografieren wir Tropikvögel und Sturmtaucher. Ein Teil der Gruppe macht Porträts von Landleguanen.  

17. Tag: 6.30 Uhr Frühstück, 7.00 Uhr ausbooten auf der Insel Daphne. Wir steigen hoch bis zum Kraterrand und haben einen fantastischen Blick in den Krater, auf dessen Boden sich eine große Blaufußtölpel-Kolonie befindet. Hier brütet Paar an Paar - eben so weit voneinander entfernt, dass die Nachbarn sich nicht mit dem Schnabel hacken können. Beim Abstieg sehen wir noch einige Tropikvogelnester in den Felsen. Bevor es weitergeht zur Insel Seymour, unternehmen wir noch eine Fahrt mit der ENCANTADA und dem kleinen Landungsboot rund um die Insel Daphne. Nachmittags sind wir auf Seymour, wo wir wieder etliche brütende Blaufußtölpel antreffen sowie eine Brutkolonie des Prachtfregattvogels. Hier können wir auch eine Schlange fotografieren, die kleine Meerechsen jagd.  

18. Tag: Dies ist unser letzter Tag auf Galapagos. Wir sehen im Hafen von Baltra noch einmal Blaufußtölpel, Noddi-Seeschwalben, Pelikane und Fregattvögel und dann geht es gegen Mittag mit dem Flugzeug ab nach Quito.  

19. Tag: Um 7.30 Uhr starten wir mit dem Bus von unserem Hotel in Quito zum Cotopaxi-Nationalpark: Im Nationalpark kommen wir mit unserem Kleinbus bis auf 4600 m. Oberhalb der Vegetationsgrenze herrscht leichter Schneesturm und Regen – und am Äquator! Mittags rasten wir an einer schönen Lagune auf dem Plateau in der Paramozone. Ab hier haben wir dann schönes Wetter. Am Fuße des Cotopaxi, des höchsten tätigen Vulkans der Welt, können wir u.a. folgende Arten beobachten: Schieferbläßhuhn, Andenkiebitz, Andenkrickente, Spitzschwanzente, Andenmöwe, Andendrossel, Buntfalke und den Rotrückenbussard.

20. Tag: Heute hätten wir eigentlich laut Programm nach Bogota, der Hauptstadt Kolumbiens fliegen sollen, um dort morgen das weltberühmte Goldmuseum zu besichtigen. Da uns aber die Tierwelt Ecuadors mehr interessiert, beschließen wir einstimmig, noch einen Tag länger hier zu bleiben und machen statt Goldmuseum in Bogota lieber hier noch eine Tagesfahrt mit dem Bus in den tropischen Teil Ecuadors. Wir fahren die Andenwestflanke hinunter durch einen zauberhaften Nebelwald nach St. Domingo de los Colorados. Unterwegs fotografieren wir uns an einer Stelle mit unwahrscheinlich vielen Schmetterlingen fest.

21. Tag: Vormittags sind einige von der Gruppe noch zur Müllkippe von Quito herausgefahren, um Truthahngeier zu beobachten. Im Park vor unserem Hotel Colon können wir bis zum Mittagessen noch einige Kolibris beobachten und dann starten wir um 14.00 Uhr zu unserem Flug über Bogota, Madrid und Paris nach Frankfurt.

22. Tag: Gegen 18.00 Uhr landen wir auf dem Rhein-Main-Flughafen von Frankfurt, Endpunkt unserer Galapagos-Reise. Am liebsten würden wir um 19.40 Uhr mit dem AVIANCA-Jumbo ,Eldorado' wieder Richtung Bogota starten, um die Tour noch einmal zu machen.

* * * *