Fritz Pölking,  Januar 1999: <-Zurück

Über Batterien und den Stromverbrauch moderner Spiegelreflexkameras.

Bis vor 10-12 Jahren die modernen Spiegelreflexkameras mit Autofokus aufkamen, war der Stromverbrauch einer Kamera überhaupt kein Thema. Man steckte in ein Fach auf der Kameraunterseite eine kleine Knopfzelle für den Belichtungsmesser, und damit war das Thema Energieversorgung erledigt. Der Verschluß arbeitete mit einem Federwerk und der Fotograf transportierte den Film manuell weiter, spulte ihn selber zurück und stellte auch die Schärfe manuell ein.

Wenn die Kamera nicht mehr arbeitet, bedeutet dies noch lange nicht, daß die Batterien wirklich leer sind. Wahrscheinlich ist eine halb leer und die anderen sind noch randvoll, oder alle sind noch zu 60 -9o% voll. Daher kann man sie ohne weiteres noch für lange Zeit in Blitz, Fernauslöser, Lichtmesser, Taschenlampe und Palmtop benutzen. Mit einem preiswerten Spannungsprüfer (wie abgebildet) kann man sehr gut den Ladezustand der Batterien kontrollieren.Der einzige kritische Punkt waren extrem kalte Temperaturen, da versagte schon mal die winzige, eben pfenniggroße Batterie. Aber selbst das war bei manchen Kameras wie etwa der Nikon F3 - kein wirkliches Thema. Wenn man für Reportagen unter solchen Bedingungen den Motor anschloß - der mit 8 Mignonzellen arbeitete - dann übernahmen diese auch die Stromversorgung für die Kamera. Man konnte dann die kleine Knopfzelle entfernen, und hatte jetzt eine 12 Volt Stromversorgung, der keine noch so eisigen Temperaturen etwas anhaben konnten.

Als dann Kameras wie die F4 oder EOS-1 kamen, sah die Sache schon etwas anders aus: Die brauchten Strom für den Verschluß, die Displaybeleuchtung, den Filmtransport vor- und rückwärts und natürlich für Autofokus.

Je schneller nun Autofokus wurde, und je schneller der Film zurückgespult wurde, je mehr Bilder pro Sekunde fotografiert werden konnten, je mehr Displays es gab mit immer mehr Anzeigen - je größer wurde naturgemäß der Stromverbrauch. So kam die Nikon F4 noch mit 3 Batterien aus, die F4s brauchte schon 6, und die neue Nikon F5 tut es nicht unter 8 Batterien - und dies sollten tunlichst Lithiumbatterien sein, wenn man nicht allzu häufig wechseln will.

Anfang 1997, als die F5 eben auf dem Markt war, konnte man die abenteuerlichsten Geschichten über ihren Stromverbrauch hören - aber das war bei der F90 von Nikon oder der EOS-1 von Canon und deren Objektiven mit den schnellen AF-Antrieben am Anfang ebenso gewesen.

Nikon gibt nun für die F5 bei 8 Lithiumbatterien eine Lebensdauer der Energiequelle für 250 Filme an, wenn man bei 20 Grad Celsius fotografiert, und ein 28-70 mm Objektiv benutzt und dabei jede Aufnahme mit AF neu scharfstellt. Bei 10 Grad Celius minus soll der Strom für 70 Filme reichen.

Sehr viel Strom verbraucht alleine die Displaybeleuchtung. Wenn man bei der F5 etwa die Zeit der Displaybeleuchtung per Individualfunktion von 16 auf 8 oder 4 Sekunden reduziert, den Film nicht motorisch in 4 Sekunden zurückspulen läßt, sondern es mit der Kurbel selber macht, manuell scharfstellt und nicht mit 8 Bilder pro Sekunde fotografiert sondern mit Einzelbildschaltung, und dazu nur kurze Zeiten benutzt unter 1/125 sek. - also der Verschluß nicht mit Strom lange offen gehalten werden muß - und dazu noch die AF-Scharfeinstellung - wenn es denn unbedingt sein muß - nicht mit dem Auslöseknopf aktiviert (der die ganze Kamera dann 'unter Strom setzt' und auch die Displaybeleuchtung aktiviert), sondern mit dem kleinen AF-Knopf an der Kamerarückseite einschaltet, dann werden die acht Batterien vielleicht sogar für 500 oder 1.000 Filme reichen...

Aber das ist natürlich Theorie, denn dafür haben wir uns ja nicht diese wundervollen Handwerkszeuge gekauft, um wieder zu fotografieren wie in 'der Steinzeit'.

Meine erste Reise mit einer (geliehenen) Nikon F5 führte mich im Herbst 1996 nach China. Dorthin hatte ich nur manuelle Objektive mitgenommen, und mein Batterieverbrauch lag so in der angegebenen Norm. Danach fotografierte ich Eisbären an der Hudson Bay in Kanada - auch nur manuell fokussierend - und der Batterieverbrauch entsprach ebenfalls der von Nikon angegebenen Norm. Im Dezember 1996 war ich (jetzt mit meinen eigenen F5-Kameras) in der Antarktis, und im Januar 1997 in Japan bei den Schneeaffen. An beiden Orten arbeitete ich viel mit AF, aber auch nur mit Akkus statt mit Batterien, so daß mir nichts beim Stromverbrauch auffiel.

Lustig wurde es erst im Februar/März 1997, denn da arbeitete ich erstmalig mit Lithiumbatterien, mit AF und mit wirklich langen Brennweiten an der F5.

Es war in Süd-Florida, die Temperaturen lagen so um die 25-30 Grad Celsius, und ich fotografierte fast ausschließlich mit ein und demselben F5-Gehäuse, fast nur mit dem 4.o/600 mm Objektiv und nur mit Autofokus.

Nach 80 Filmen blinkte die Batterieanzeige, nichts ging mehr, und ich mußte die 8 Lithiumbatterien austauschen. Beim Kollegen Jürgen Borris, der gleichzeitig mit der gleichen Ausrüstung fotografierte, forderte die F5 ebenfalls nach etwa 80 Filmen neue Batterien, und ich - dachte mir eigentlich zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nichts dazu.

Wenn Nikon für ein 28-70 mm Objektiv bei ständiger AF-Benutzung eine Lebensdauer von 250 Filmen für einen Satz Lithiumbatterien angibt, dann schien mir eine Leistung von 80 Filmen pro Batteriesatz bei dem großen 4.o/600 mm Objektiv durchaus angemessen. Denn das der Stromverbrauch wesentlich höher liegen müßte, um die AF-Einheit in so einem riesigen Objektiv zu bewegen, schien mir einleuchtend.

Zuhause hätte ich die acht Batterien also einfach ahnunglos entsorgt, und acht neue eingelegt. Hier in Florida gab es keine Entsorgungsstelle - zumindest kannte ich keine - und so legte ich die verbrauchten Batterien in meinem Hotelzimmer in eine Schublade, um sie später in Deutschland zu entsorgen.

Mit den neu eingelegten Batterien fotografiert ich nun lustig weiter, und diesmal blinkte die Batteriekontrollanzeige der F5 erst nach 125 Filmen und die Kamera streikte. Jetzt hatte ich eine meiner - seltenen - glorreichen Ideen: Ich markierte diesen zweiten Batteriesatz - und jetzt auch den ersten - weil ich neugierig geworden war: Wieso schaffe ich bei gleichen Bedingungen einmal 80 und einmal 125 Filme? Das wollte ich später zu Hause in Deutschland doch einmal überprüfen.. Aber es kam noch besser: Der dritte Satz frischer und neuer Lithiumbatterien streikte schon nach zehn Filmen.... Ich markierte also auch diesen Satz Batterien und legte den vierten ein, der dann bis zum Ende des Florida-Aufenthaltes hielt.

Ich hatte also in den vier Wochen Florida für etwa 250 Filme drei Sätze Lithiumbatterien aufgebraucht (dachte ich damals) und einen vierten Satz eingelegt. Da eine solche Batterie ja immerhin 6.- bis 7.- DM kostet, waren das auf einer Arbeitsreise schon etwa DM 150.- nur an Batteriekosten und ich schwor mir, in Zukunft nur noch die Akkuteile mitzunehmen, die mir in der Antarktis und in Japan bei Eis und Schnee so gute Dienste geleistet hatten..

Drei Wochen nach meiner Rückkehr kam ich zuhause endlich dazu, mich um die drei angeblich - nach Aussage der F5 - verbrauchten Batteriesätze zu kümmern. Der Spannungsprüfer sagte folgendes:

  1. Batteriesatz der nach 80 Filmen leer war: Alle acht Batterien haben 100% Spannung.

  2. Batteriesatz der nach 125 Filmen leer war: Alle acht Batterien haben 110 % Spannung.

  3. Batteriesatz der nach 10 Filmen leer war: sieben Batterien haben 110 % Spannung, eine Batterie hat 50 % Spannung.

Warum also der dritte Batteriesatz schon nach 10 Filmen seine Arbeit einstellte war jetzt klar: eine der Batterien hatte wohl einen Herstellungsfehler oder war aus irgendwelchen anderen Gründen nach nur 10 Filmen halbleer.

Erstes Zwischenresümee:
Wenn die Kamera signalisiert, daß die Batterien leer sind, sollte man ihr nicht unbedingt glauben, dafür ist heute ein Satz Batterien zu teuer. Erst mal kontrollieren.
Die weiteren Touren zeigten, daß bei der Nikon F5 mit einem 4.o/500 mm AF- oder einem 4.o/600 mm AF-Objektiv ein Satz Lithiumbatterien in der Regel für 80 Filme reichte. Danach waren die Batterien aber immer noch zu 80-90 % voll. Anscheinend schalten unsere modernen Kameras einfach ab, wenn die Spannung nicht mehr 12 Volt, sondern nur noch 11 oder 10 Volt beträgt. Wichtigste Erkenntnis ist also, daß die Batterien auf keinen Fall leer sind, wenn die Kamera leer sagt, sondern anschließend noch lange Zeit in Elektronenblitzgeräten, Fernauslösern, Lichtmessern oder Taschenlampen benutzt werden können. Dazu ist es natürlich von Vorteil, wenn man sich Geräte kauft, die alle mit dem gleichen Batterietyp arbeiten.